Kölner Gürzenich – Kölns gute Stube

Bild vom Kölner Gürzenich 1938

Der Kölner Gürzenich ist das „Festspielhaus“, der Stadt. Die Kölner – bekannt als bescheidenes Völkchen – man denke nur an das Lied „Dat Hätz vun deer Welt jo dat es Kölle“ – bezeichnen ihn auch als den Kölner Vatikan und vergleichen ihn gerne mit der Wiener Hofburg oder der Mailänder Scala.

Der Gürzenich hatte und hat eine besondere Bedeutung für Köln

In den Jahren 1441 bis 1447 wurde der Gürzenich als Festhaus errichtet. Es war damals auch Ausdruck des erstarkenden Selbstbewusstseins der Bürger gegenüber dem Landesherrn, dem Kölner Erzbischof. Im Laufe der Jahrhunderte fanden dort nicht nur Festveranstaltungen statt, sondern auch historisch bedeutsame Ereignisse. Kaiser Friederich III und Maximilian I empfingen hier hochrangige Gäste. 1505 diente der Gürzenich gar als Veranstaltungsort für einen Reichstag. Und Karl Marx verkündete im hellige Kölle, im Gürzenich, 1849 sein Manifest. Die Versammlung der rheinischen Städte stimmte 1849 hier der in Frankfurt beschlossenen Verfassung zu.

Der Gürzenich wurde zeitweise als Stapel- und Kaufhaus genutzt. Sogar Handelmessen fanden statt. Das Haus, dessen Namen wohl auf ein Adelsgeschlecht zurückzuführen ist, dem Grundstücksanteile gehörten, war aber immer die „gute Stube“ der Stadt. Bereits vor Etablierung des verfassten Kölner Karnevals wurden hier Maskenbälle veranstaltet.

Heimstädte der Prinzenproklamation

Die glanzvolle Vergangenheit des Hauses findet ihre Fortsetzung in der Gegenwart. Das höchste Fest der Kölner, die Proklamation (Inthronisation) des Kölner Dreigestirns, wird traditionell hier vollzogen. Die Kölner Gesellschaft huldigt dabei, wie weiland die Adeligen dem Kaiser, dem Kölner Prinzen, der Jungfrau und dem Bauern. Der Einzug des Dreigestirns ähnelt dem Festzug der Kaiser und Könige der Vergangenheit.

Karnevalsvereine, der Tradition verpflichtet, veranstalten während der Karnevalssession im Gürzenich ihre Maskenbälle. Die Kölner reißen sich um die Karten, nicht nur wegen der Veranstaltung, sondern auch wegen des Ambientes, in dem getanzt, gesungen und geschunkelt wird.

Dass der Kölner trotz aller Erhabenheit des Ortes nicht vor Schalk zurückschreckt, wird an zwei Figuren deutlich, die die Fassade des Hauses schmücken. Es handelt sich um die Figur des römisches Kaisers Marcus Vipsanius Agrippa, Großvater der Stadtgründerin Agrippina, und um die Figur des römischen Hauptmanns Marsilius, der die Stadt erfolgreich gegen Vitellius verteidigte. Beide sind allerdings nicht als Römer dargestellt. Nein, sie wurden, wie könnte es in Köln auch anders sein, maskiert. Sie treten als Ritter auf.

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